Wie die Bauwirtschaft auf Corona trifft

Mit Beginn der Corona-Krise wurde das Wirtschaftsleben auf der ganzen Welt stark beeinflusst und viele Bereiche des täglichen Lebens wurden lahmgelegt. Ganz anders sieht es auf dem Bau aus: Hier geht die Arbeit wie gewohnt weiter und auch die Zahl der Baugenehmigungen ist weiterhin hoch. Doch langsam sind die Auswirkungen der Pandemie auch auf den Baustellen bemerkbar.
Wir haben mit Senior Sales Team Manager Sven Meyer von Progressive Recruitment in Düsseldorf über den tatsächlichen Einfluss von Corona auf die Bauwirtschaft gesprochen.
2013 begann die Karriere von Sven Meyer bei Progressive, einem Geschäftszweig der international tätigen Personalberatung SThree GmbH. Als Teamleiter betreut er den Bereich Real Estate Management in Düsseldorf.
Die Bauwirtschaft lebt, trotz Herausforderungen
Im Vergleich zur Automobilindustrie hat das Bauwesen wesentliche Vorteile, die vor einer länger anhaltenden Krise schützen können. Vor Corona gab es vor allem in Deutschland eine Boomphase. Damit hat der deutsche Bau ein solides Polster sowohl an Umsätzen und Auftragsreserven aufgebaut. Darüber hinaus ist der Neubaumarkt ein Investitionsmarkt, in dem eher langfristige Überlegungen die Hauptrolle spielen. Somit ist dieser Markt nicht ganz so schnell zu verunsichern wie beispielsweise klassische kurzfristige Konsummärkte.
Doch auch die Bauwirtschaft ist nicht ganz unverwundbar. Auch wenn die Lage aktuell stabil erscheint, sind erste Auswirkungen spürbar:
- Lieferengpässe
Viele Baustellen werden mit Ressourcen aus dem Ausland beliefert. Aufgrund von Grenzschließungen und Einschränkungen des Lieferverkehrs wird die Beschaffung dieser Ressourcen zu einer Herausforderung werden.
- Arbeitskräftemangel
Der Fachkräftemangel war schon vor Corona-Zeiten ein Problem der Bauwirtschaft. Doch nun fallen zusätzlich viele Arbeiter aus wegen Quarantänemaßnahmen oder Infektionen. Auch ausländische Fachkräfte fallen aktuell weg, da sie aktuell nicht einreisen können.
- Baustellen nicht erreichbar
Baustellen, die in Krisengebieten liegen, können teilweise gar nicht oder nur schwer erreicht werden.
Diese Auswirkungen verlangsamen die Bauprojekte oder legen sie sogar ganz still. Das kann längerfristig zu hohen Kosten führen. Zusätzlich könnten Investitionen zurückgestellt werden, wenn bei der gewerblichen Wirtschaft Aufträge in Größenordnungen wegfallen, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Wirtschaftsbau.
Senior Sales Team Manager Sven Meyer betont, dass es jedoch Unterschiede in den einzelnen Bundesländern gibt: “Süddeutschland scheint stärker betroffen zu sein. Insbesondere in Bayern haben wir mehr Baustellenstopps als im Norden oder Osten. Auf der Mehrzahl der Baustellen läuft die Arbeit bisher (größtenteils) weiter.”
Strikte Vorsichtsmaßnahmen auf dem Bau
Einzelhandel und Gastronomie sind schon seit Wochen geschlossen. Doch auf den Baustellen herrscht noch reges Treiben. Ein Grund dafür ist der wenige Kontakt zu fremden Menschen. Um das Ansteckungsrisiko dennoch zu mindern, wurden einige Vorsichtsmaßnahmen bestimmt. Unter anderem müssen folgende Punkte beachtet werden:
- Distanz von mindestens einem Meter
- Gründliches, regelmäßiges Händewaschen
- Bereitstellung von Desinfektionsmitteln
- Zeitliche Staffelung aller Beschäftigten beim Umkleiden, bei den Pausen und Arbeitszeiten
- Schlafräume dürfen nicht mit mehr als einer Person belegt sein
- Regelmäßige Desinfektion der sanitären und sozialen Einrichtungen auf der Baustelle
- Mund-Nasen-Schutz
Sven Meyer ergänzt, dass die Personenzahl auf Baustellen verringert wurde: “Wo vorher zum Beispiel 40 Monteure gearbeitet haben, arbeiten nun nur noch 20 und auch während der Pausen versucht man die Mitarbeiter möglichst zu trennen. Dies geschieht beispielsweise durch getrennte Pausenzeiten. Grund hierfür sind die neuen Auflagen des Gesundheitsschutzes.” Auch habe er von Kunden erzählt bekommen, dass sie bei dem schönen Wetter Besprechungen vom engen Container ins Freie verlegen, um somit die Ansteckungsgefahr zu verringern.
Die aktuelle Stimmung auf dem Bau
“Insbesondere die Situation nach Ostern ist interessant. Viele Monteure aus Polen, Ungarn oder Rumänien sind über die Feiertage in der Heimat zurückgekehrt und konnten aufgrund der Einreiseverboten und geschlossenen Grenzen noch nicht wieder zurück auf die Baustellen”, erklärt uns Senior Sales Team Manager Sven Meyer. Er betont auch nochmal die Problematik der vermehrten Lieferengpässe: “Bisher versucht man hier zu improvisieren und Baustoffe aus anderen Ländern zu beziehen”.
Generell kommt jedoch die Baubranche im Vergleich zu anderen Branchen bisher recht gut durch die Krise. “Insbesondere die Bereiche Tief- und Straßenbau scheinen bisher gar nicht betroffen zu sein. Einschränkungen betreffen vor allem den Hochbau und die Immobilienbranche”, fügt Sven Meyers hinzu, “Doch eine abschließende Beurteilung ist wohl erst in einigen Wochen möglich.”
Die Unternehmen erwarten Auswirkungen auf die Nachfrage in den kommenden Monaten in allen Bausparten. Wegen Umsatzrückgängen in der Industrie und besonders im Dienstleistungsbereich wird mit der Zurückstellung von Investitionen im Wirtschaftsbau gerechnet. Kommunen rechnen vielerorts mit Einbrüchen bei den Gewerbesteuereinnahmen, was ihre Investitionsneigung hemmen wird. Im Wohnungsbau werden Schwierigkeiten bei Projektfinanzierungen befürchtet.
Diese Fachkräfte sind derzeit besonders gefragt
Die Nachfrage nach Fach- und Führungskräften ist während der Corona-Krise generell gleich geblieben. “Doch aufgrund einiger Baustopps und Projekte die verschoben werden mussten, rechne ich mit einem höheren Bedarf an Terminplanern und Claim Managern”, antwortet Senior Sales Team Manager Sven Meyer.
Terminplaner helfen beim Zeitmanagement die anstehenden Aufgaben sinnvoll zu strukturieren. Ihre Aufgaben sind unter anderem die Erstellung, Aktualisierung sowie Überwachung von Projekt- und Terminplänen, die Fortschrittsermittlung und Terminplanstatusanalysen, Dokumentation und Nachverfolgung des Projektfortschritts sowie die Abstimmung mit den Fachabteilungen.
Ein Claim Manager überwacht und beurteilt Abweichungen bzw. Änderungen und deren wirtschaftlichen Folgen zur Ermittlung und Durchsetzung von Ansprüchen. Ziel ist, die beim Vertragsabschluss nicht vorhersehbaren Ereignisse im Projektverlauf in ihren kommerziellen Folgen einvernehmlich zu klären.
Nach Corona zeigt sich die tatsächliche Lage
Sobald die Corona-Krise überstanden ist, wird sich zeigen, wer in der Lage war, diese wirtschaftlich unbeschadet zu überleben. Das Lieferanten- und Kooperationspartner-Portfolio wird folgerichtig bei einigen Bauunternehmen neu aufzustellen sein.
Vor allem jetzt gilt für Bauunternehmer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Liquiditätssteuerung, Mitarbeiterbindung, Prozess-Restrukturierung, Kostenmanagement und Qualitäts- und Onlinemarketing sind Themen, die dabei auf jeden Fall eine hohe Priorität genießen dürften.
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