Allensbach-Studie zur Altersvorsorge selbstständiger IT-Freelancer

Ein überdurchschnittliches Einkommen, eine solide Altersvorsorge und eine gute Vermögenssituation – so stellt sich die Lage der meisten Selbständigen in der IT nach einer erstmals vorliegenden Untersuchung dar. Das Institut für Demoskopie Allensbach befragte für die Studie im Auftrag der Allianz für selbständige Wissensarbeit (ADESW) e.V., bei der die SThree GmbH eines der Gründungsmitglieder ist, mehr als 1.500 freiberufliche IT-Experten aus Deutschland.
In der wirtschaftspolitischen Diskussion werden Solo-Selbständige gerne pauschal als prekär Beschäftigte und als Risikogruppe für Altersarmut beschrieben. Eine faktische Betrachtung der IT-Einzelunternehmer (IT-Freelancer) zeigt: für diese Gruppe trifft die Vermutung mehrheitlich nicht zu. Nicht nur, dass die überwiegende Mehrheit der Experten den Schritt in die Selbständigkeit nicht notgedrungen, sondern aus dem Wunsch nach Unabhängigkeit machte – satte 87 Prozent des Segments der Soloselbständigen schätzen ihre wirtschaftliche Lage heute als sehr gut oder gut ein, nur zwei Prozent hingegen als schlecht. Dementsprechend zeigen sich 95 Prozent zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrem Einkommen, gerade einmal fünf Prozent sind eher oder sehr unzufrieden.
Auch die Zahlen untermauern die Einschätzung der Freelancer: Zwar sind die Stundensätze der Freelancer von unter 50 EUR bis über 130 EUR breit gefächert. Die Ausreißer nach unten sind jedoch selten und der durchschnittliche Satz beläuft sich auf 83 EUR pro Stunde. So kommt für die Allermeisten unter dem Strich ein hohes Einkommen zustande: Im Schnitt verdienen die Freiberufler durch ihre Tätigkeit nach Abzug von Steuern, Krankenversicherung und Betriebsausgaben fast 4.700 EUR netto – und damit deutlich mehr als der durchschnittliche abhängig Beschäftigte. Jeder Zehnte hat sogar ein Nettoeinkommen von mehr als 8.000 EUR. Nur knapp jeder Achte solo-selbständige IT-Spezialist kommt auf ein monatliches Einkommen von weniger als 2.000 EUR. Ähnlich positiv wie die Gegenwart schätzen die Freelancer auch ihre berufliche Zukunft ein: Die Hälfte der Befragten rechnet mit einer guten, 39 Prozent sogar mit einer sehr guten Auftragslage.
Zum Einkommen aus der selbständigen Tätigkeit kommen oft weitere Einkommensquellen. Bei jedem Zweiten sind dies beispielsweise Einkünfte aus Vermietung oder Verpachtung von Immobilien, und bei jedem Vierten Kapitalerträge. Diese sind wiederum Teil einer insgesamt breit und risikobewusst angelegten Vorsorgestrategie der selbständigen IT-Spezialisten. Die Studie fragt zudem nach dem Familienstand der Freiberufler: 75 Prozent der Befragten leben in einer festen Partnerschaft oder Ehe und verfügen beinahe zur Hälfte über ein gemeinsames Haushaltsnettoeinkommen von über 6.000 EUR.
„Wir finden die Diskussion über die Absicherung von Freiberuflern richtig und möchten sie faktenbasiert führen. Bisher war diese Diskussion allerdings meinungsgetrieben und undifferenziert“, erklärt Carlos Frischmuth, Vorstandsvorsitzender des ADESW. „Mit der Studie von ADESW und Allensbach leisten wir einen Beitrag zur Versachlichung und legen Fakten auf den Tisch. Die Studie zeigt: Der überwiegenden Mehrheit der IT-Freiberufler geht es wirtschaftlich sehr gut. In dem vielschichtigen Markt der Freiberufler müssen solo-selbständige Wissensarbeiter in der IT-Branche gesondert betrachtet werden. Sie sind für viele Unternehmen der Schlüssel zur Innovation, gerade in Zeiten einer rasant fortschreitenden Digitalisierung. Ihre Skills sind mit entscheidend, wenn es um Wohl und Wehe der deutschen Wirtschaft geht. Dementsprechend hoch sind ihre Stundensätze.“
Risikobewusst: Selbständige sorgen frühzeitig vor
Neben der guten Einkommens- und Auftragslage betreiben die meisten Solo-Selbständigen eine risikobewusste und solide Altersvorsorge: Die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass sie sich im Alter keinerlei finanzielle Sorgen machen muss. 41 Prozent glauben, dass sie mit ihrem Geld im Alter auskommen werden, jedoch sparsamer leben müssen. Lediglich ein Zehntel der IT-Selbständigen rechnet damit, dass im Alter das Geld knapp wird.
Ein genauerer Blick auf die Altersversorgung der Wissensarbeiter begründet den vorherrschenden Optimismus. Über 80 Prozent der Freelancer haben vor ihrer Selbständigkeit bereits Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung erworben, durchschnittlich in Höhe von aktuell 672 EUR pro Monat. 13 Prozent zahlen zudem freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse ein (durchschnittlich 433 EUR pro Monat). Hinzu kommt ein Mix aus privaten Vorsorgemodellen wie der Rürup-Rente (von 31 Prozent der Wissensarbeiter genutzt), der Riester-Rente (16 Prozent) und weiteren privaten Rentenversicherungen (38 Prozent). Zudem besitzen rund 17 Prozent der Befragten Leistungsansprüche aus einer betrieblichen Altersvorsorge, die vermutlich aus der Zeit vor der Selbständigkeit stammt. „Wir haben auf Basis der Studiendaten eigene Berechnungen angestellt“, erläutert Karl Brenke, Arbeitsmarktexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. „Das Ergebnis: 97 Prozent – also fast alle der Befragten – haben auf die eine oder andere Art fürs Alter vorgesorgt. Das zeigt, dass sich Selbstständige bewusst sind, wie wichtig Altersvorsorge ist und sich um das Thema verantwortungsvoll kümmern.“
Viele Freelancer verfügen außerdem über Kapitalanlagen bzw. Vermögenswerte: Mehr als jeder Zweite besitzt Wertpapiere und jeweils knapp 40 Prozent eine Kapitallebensversicherung und Sparguthaben. Immobilien besitzen sogar zwei Drittel der Solo-Selbständigen. Das Nettogesamtvermögen liegt bei 22 Prozent der Befragten über 500.000 EUR. Fügt man diese Bausteine zusammen, sind 84 Prozent der Befragten offensichtlich ausreichend fürs Alter abgesichert. „Das Gros der selbständigen IT-Experten in Deutschland sorgt laut der Allensbach-Studie fürs Alter eigenständig und ausreichend vor.“, sagt Carlos Frischmuth. „Zur Bekämpfung von Altersarmut sollten sich die Entscheidungsträger im Bundestag auf den Anteil der Freiberufler konzentrieren, denen diese Armut tatsächlich droht: Den Geringqualifizierten, deren Selbständigkeit offensichtlich aus der Not geboren ist. Für die hochqualifizierten Solo-Selbständigen ist diese Diskussion obsolet. Allerdings leiden viele von ihnen aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen unter Planungs- und Rechtsunsicherheit. Hier besteht mit Blick auf das bürokratische und nicht mehr zeitgemäße Statusfeststellungsverfahren der Deutschen Rentenversicherung dringend Handlungs- und Modernisierungsbedarf. “
Zur Methodik der Studie:
Für die Untersuchung wurde eine Zufallsstichprobe von 16.000 IT-Experten per E-Mail angeschrieben, die in den Datenbanken der Mitgliedsunternehmen des ADESW gelistet waren. Insgesamt sind in diesen Datenbanken rund drei Viertel aller selbständigen IT-Experten in Deutschland registriert. Um die Ansprache unabhängig zu gestalten, wurde damit ein externer Dienstleister beauftragt. 1.532 solo-selbständige IT-Experten nahmen an der Studie teil, was – bezogen auf die Grundgesamtheit von rund 100.000 IT-Freiberuflern in Deutschland – einer sehr hohen Teilnahmequote von 1,5 Prozent entspricht. Durch Filterfragen am Anfang des Fragebogens wurde sichergestellt, dass ausschließlich selbständige Solo-Unternehmer in die Auswertung einfließen.
Über die Allianz für selbständige Wissensarbeit (ADESW) e.V.:
Die Allianz für selbständige Wissensarbeit (ADESW) e.V. vereint als Bundesverband führende Dienstleister für den projektbasierten Einsatz hochqualifizierter selbständiger Wissensarbeiter sowie hiermit assoziierte Partner. Die Mitgliedsunternehmen beschäftigen intern mehr als 4.500 festangestellte Mitarbeiter. Der Branchenumsatz mit selbständigen Wissensarbeitern betrug im Jahr 2015 mehr als 15 Milliarden EUR. Im Jahresdurchschnitt besetzen die ADESW-Mitglieder gemeinsam bei über 5.000 Unternehmen mehr als 20.000 Projekte mit selbständigen Experten.